Also, es wird wohl mal Zeit für
ein Geständnis. Ich weiß, ich werde wohl auf viel Unverständnis stoßen, aber es
ist an der Zeit, ehrlich zu sein. Trommelwirbel! Und jetzt: Ich bin kein Berlin
Fan! So, jetzt ist es raus. Ich weiß auch nicht genau warum, aber mich nervt
der Hype um Berlin. Die Stadt gefällt
mir nicht wirklich gut, einkaufen kann man in anderen Städten genauso oder
besser und mir ist alles ein bisschen zu hip! Der Berliner an sich nimmt sich
meiner Meinung nach viel zu ernst und das permanente Streben nach dem Coolsten,
Hippsten und Lässigsten empfinde ich doch als eher anstrengend. Alles muss immer
soooooo underground sein. Die Jungs von Kraftklub sprechen mir da mit ihrem Song
„Ich will nicht nach Berlin“ voll und ganz aus der Seele.
Nichts desto trotz
komme auch nicht manchmal nicht drum rum, der Hauptstadt einen Besuch
abzustatten. Allein beruflich durch Messen und Order, aber manchmal halt auch
privat für Konzerte. Und auch vor Kurzem war es mal wieder soweit. An einem
Montag im Frühsommer ging es dann also wenig erfreut auf in die Hauptstadt.
Morrissey, der König des Indie Pops und ehemaliger Smiths Sänger, lud zum
Konzert des Jahres in die Zitadelle Spandau ein. Einen Ausflug in eine der
vielen Citys von Berlin ließen wir gleich sein. Stattdessen hielten wir kurz
beim imposanten Olympia Stadion und bummelten danach durch Spandau, den fünften
Verwaltungsbezirk Berlins. Mit seinen etwa 220.000 Einwohnern ist der Stadtteil
fast so groß wie Braunschweig und wirkt auch mehr wie eine eigene Stadt, als
wie ein Stadtteil Berlins. Dann ging es zum Ort des Geschehens. Ein Ort, der
kaum schöner sein könnte. Mitten im bunten Treiben des Stadtteils Spandau liegt
die Zitadelle umringt von Wasser und Grün. Idyllisch, romantisch und etwas
verträumt bietet die Festung aus der Renaissance eine Umgebung der ganz
besonderen Art. Neben Ausstellungen, Museum, Führungen und Klassik Konzerten im
Gotik Saal bietet das Berliner Schmuckstück auch Open Air Konzerte der
besonderen Art. Internationale Größen wie Mando Diao, Hurts oder eben Morrissey
spielen vor einer atemberaubenden Kulisse. Imposante Gebäude und ein
malerischer Innenhof sind komplett von Wasser umringt und nur durch eine Brücke
zu Fuß zu erreichen. Der mittelalterliche Flair und die historische Umgebung
machen die Zitadelle zu einem ganz besonderen Erlebnis, zeigen mir ein Berlin,
das ich vorher nicht kannte und versöhnen mich ein bisschen mit der Hauptstadt.
Ein bisschen verzaubert ging es zurück nach Braunschweig und meine Abneigung
gegenüber Berlin hat sich ein bisschen gelegt; wahrscheinlich aber auch nur bis
zum nächsten Trip in die hipperen Stadtteile…
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