Über unsere Generation habe ich ja schon viel
geschrieben. Und in vielen Dingen sind wir ja auch ganz anders als alle vor
uns. So ist auch unser Eltern-Kind
Verhältnis anders als das, vorangegangener
Generationen. Bei uns wird die Phase der Jugend künstlich in die Länge
gezogen und damit bleibt nicht nur ein bisschen Kindheit, sondern oft auch die
enge Bindung zu Mama und Papa.
Während
unsere Eltern mit 20 auszogen, heirateten und eine eigene Familie gründeten,
bleiben wir gern auch bis 30 im Hotel Mama wohnen, lassen uns versorgen und
bemuttern. Verantwortung für ein eigenes Heim kann später kommen. Und auch die,
die das Elternhaus vor dem 30. Geburtstag verlassen haben, pflegen trotzdem meist
eine sehr enge Beziehung zu den eigenen Eltern. So auch ich! Auch mit über 30
werde ich immer noch emotional, finanziell und auch sonst mit allem was ich
brauche von meinen Eltern unterstützt. Mama sagt mir, wie ich die Soße ohne
Klumpen mache; ob ich den Joghurt auch nach dem Mindeshaltbarkeitsdatum noch
essen kann; ob ich mir berechtigte Sorgen um EHEC, Schweinegrippe & Co.
machen muss; wie ich eine Kündigung oder Bewerbungen richtig schreibe und
welche Flecken ich wie aus meiner Wäsche bekomme. Sie hört zu und weiß immer
Rat. Bei Mama kann ich über Kleinigkeiten heulen und auch mal bockig sein. Sie
hat immer Verständnis und bei ihr wird immer alles gut.
Papa
hingegen ist für die praktischen Sachen zuständig. Egal ob Steuererklärung,
Versicherungen, Autokauf, Möbelaufbau oder Mietrecht. Er weiß auf alles eine
Antwort, hat immer einen Rat, aber hat auch immer und mit allem Recht. Das ist
seit meiner frühsten Kindheit ein ungeschriebenes Gesetz und wird sich auch nie
ändern, egal wie alt und erwachsen ich selber bin. Damit kann ich aber gut leben, denn egal was
gerade im Leben schief oder einfach nicht optimal läuft, Mama und Papa können
es richten. Immer! Sie bauen mich auf, ermutigen mich, geben mir Rückhalt und
das Gefühl, dass rein gar nichts schief gehen kann. Sie sind Beratungsstelle,
Seelsorger, Coach, Motivator und bei ihnen ist meine Kreditwürdigkeit besser als bei jeder Bank.
Natürlich
ist da auch die Kehrseite, dass ich mich auch mit meinen über 30 Jahren
manchmal wie ein kleines Kind fühle und vielleicht nicht ganz so selbstständig
bin, wie ich das sein sollte. Und natürlich fällt vieles leichter, wenn Mama
und Papa im Hintergrund sind. Deswegen lerne ich vielleicht nicht ganz so gut,
auf eigenen Beinen zu stehen, wie andere. Aber trotzdem sind Mama und Papa die Besten und auch wenn ich noch an einer
imaginären Nabelschnur hänge, ist es doch egal, denn außer mir sieht sie ja eh
keiner, oder??
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