6/05/2013

Sieht jemand noch die Nabelschnur?

Über unsere Generation habe ich ja schon viel geschrieben. Und in vielen Dingen sind wir ja auch ganz anders als alle vor uns. So ist auch unser  Eltern-Kind Verhältnis anders als das, vorangegangener  Generationen. Bei uns wird die Phase der Jugend künstlich in die Länge gezogen und damit bleibt nicht nur ein bisschen Kindheit, sondern oft auch die enge Bindung zu Mama und Papa.
Während unsere Eltern mit 20 auszogen, heirateten und eine eigene Familie gründeten, bleiben wir gern auch bis 30 im Hotel Mama wohnen, lassen uns versorgen und bemuttern. Verantwortung für ein eigenes Heim kann später kommen. Und auch die, die das Elternhaus vor dem 30. Geburtstag verlassen haben, pflegen trotzdem meist eine sehr enge Beziehung zu den eigenen Eltern. So auch ich! Auch mit über 30 werde ich immer noch emotional, finanziell und auch sonst mit allem was ich brauche von meinen Eltern unterstützt. Mama sagt mir, wie ich die Soße ohne Klumpen mache; ob ich den Joghurt auch nach dem Mindeshaltbarkeitsdatum noch essen kann; ob ich mir berechtigte Sorgen um EHEC, Schweinegrippe & Co. machen muss; wie ich eine Kündigung oder Bewerbungen richtig schreibe und welche Flecken ich wie aus meiner Wäsche bekomme. Sie hört zu und weiß immer Rat. Bei Mama kann ich über Kleinigkeiten heulen und auch mal bockig sein. Sie hat immer Verständnis und bei ihr wird immer alles gut.
Papa hingegen ist für die praktischen Sachen zuständig. Egal ob Steuererklärung, Versicherungen, Autokauf, Möbelaufbau oder Mietrecht. Er weiß auf alles eine Antwort, hat immer einen Rat, aber hat auch immer und mit allem Recht. Das ist seit meiner frühsten Kindheit ein ungeschriebenes Gesetz und wird sich auch nie ändern, egal wie alt und erwachsen ich selber bin.  Damit kann ich aber gut leben, denn egal was gerade im Leben schief oder einfach nicht optimal läuft, Mama und Papa können es richten. Immer! Sie bauen mich auf, ermutigen mich, geben mir Rückhalt und das Gefühl, dass rein gar nichts schief gehen kann. Sie sind Beratungsstelle, Seelsorger, Coach, Motivator und bei ihnen ist meine Kreditwürdigkeit besser als bei jeder Bank.

Natürlich ist da auch die Kehrseite, dass ich mich auch mit meinen über 30 Jahren manchmal wie ein kleines Kind fühle und vielleicht nicht ganz so selbstständig bin, wie ich das sein sollte. Und natürlich fällt vieles leichter, wenn Mama und Papa im Hintergrund sind. Deswegen lerne ich vielleicht nicht ganz so gut, auf eigenen Beinen zu stehen, wie andere. Aber trotzdem sind Mama und Papa die Besten und auch wenn ich noch an einer imaginären Nabelschnur hänge, ist es doch egal, denn außer mir sieht sie ja eh keiner, oder??

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