5/20/2016

Days like these - Kolmune Nr. 1 n.L.G.

Lange habe ich keine Kolumne mehr geschrieben und dabei gibt es so viel zu erzählen. Doch meist fehlt einfach die Zeit, um das erlebte auf virtuelles Papier zu bringen. Doch heute ist es soweit: Ich schreibe meine erste Kolumne nach Lennons Geburt (n.L.). Und irgendwie ist es ganz natürlich, dass ich nicht mehr über Mode schreibe, sondern über mein Leben: mein Leben als Mama. Tja und was soll ich sagen... Jede Mama weiß, dass es gute und nicht ganz so gute Tage im Leben mit Kind gibt. An manchen Tagen flutsch alles wie von selbst. Das Lieblingskind schläft (im elterlichen Bett ab 1:00 morgens) durch, es nimmt einen Happen feste Nahrung zum Frühstück zu sich, lässt sich ohne Staatsakt waschen und anziehen und wir haben vor 9:00 morgens das Haus verlassen und haben viel vor. Das Kind tobt sich in der Krabbelgruppe aus, wir essen um 11:15 Nudeln zum Mittag und gegen eins macht das Lieblingskind gnädigerweise 40 Minuten Mittagsschlaf. Danach haben wir wieder was vor und kommen erst heim, wenn der Papa des Lieblingskindes auch bald nach Hause kommt. An solchen guten Tagen gibt es abends ein Ei und es geht in die Wanne. Danach wird das Zubettbringen nur von kurzer Dauer sein und von Mama begleitet geht es ab ins Traumland. Danach finden sich Mama und Papa auf dem Sofa ein und schaffen mit viel Glück eine Wiederholung vom letzten Tatort. Doch meist schläft einer vor dem überraschenden Ende ein. Das war ein guter Tag... Und dann gibt es Tage wie heute. Das Lieblingskind ist noch ziemlich knatschig von der letzten Mittelohrentzündung, wacht morgens um halb sieben im elterlichen Bett auf und erzählt von Nudeln, Gurken und Eiern. Das Frühstück wandert aber nach nur einem Bissen auf den Boden. Das Wasser gegen den vermeintlichen riesengroßen Durst landet eben dort und mein mütterlicher Instinkt sagt mir schon, dass dieser Tag zu den nicht ganz so guten zählen wird. Und kaum ist der Papa des Lieblingskindes aus dem Haus geht es auch schon los. Er weiß nicht wohin mit sich. Weint, möchte immer nur auf den Arm und am liebsten in mich reinkriechen. Jedes Spielzeug oder Buch wird abgelehnt, wickeln und anziehen wird von ihm mit lauten Geschrei kommentiert und das Kinderzimmer scheint ein Vorort der Hölle zu sein. Denn da möchte er garantiert nicht sein. Irgendwann haben wir es uns dann beide doch auf dem kinderzimmerlichen Fußboden "gemütlich" gemacht, gucken eines der 1000 Bücher an und es scheint ein bisschen Ruhe eingekehrt zu sein. Doch nach einer halben Minute geht es los. Er hat Durst. Also biete ich ihm etwas an. Angewidert dreht er den Kopf zur Seite. Dann soll es eine Banane sein. Ich hole sie und er isst keinen Bissen. Kurze Zeit später befreie ich die Banane von Spielteppichgekrümel und den Spielteppich von Banangematsche. Aber genau die Matsche wandert dann ohne Umwege in den Kindermund. Augen zu und durch. Es stärkt das Immunsystem. Apropos Immunsystem: ich mache unter abermals lautem Protest die gefühlt zehnte Windel, denn das gegen die Mittelohrentzündung notwendige Antibiotikum geht direkt durch. Egal... Weiter geht's. Begeistert baue ich Häuser aus bunten Steinen, räume geduldig zum fünften Mal das Bücherregal wieder ein, erkläre ihm, warum Seiten rausreißen keine gute Idee ist und sage immer wieder das Mantra: "Wir essen ja bald Mittag". Mittag; das scheint mir die Lösung! Jetzt seine Lieblingsnudeln kochen, dann auf einen Mittagsschlaf hoffen und schon sieht die Welt besser aus. Beschwingt von der Idee schaue ich auf die Uhr und erstarre: Es ist 9:43! Vor grade mal einer Stunde hat der Papa des Lieblingskindes das Haus verlassen und ich bin schon am Ende meiner Ideen. Okay; Zeit für die Geheimwaffe. Auch wenn ich noch ungeduscht und nicht öffentlichkeitskompatibel gekleidet bin, müssen wir raus. Enten füttern. Das hilft immer. Und es verschafft mir mit an- und ausziehen etwa 45 Minuten Zeit. Und um kurz vor elf kann ich dann beruhigt mit dem Mittagessen anfangen. Bevor ich das Lieblingskind von meinem Vorhaben unterrichten konnte, hat er sich plötzlich an mich gekuschelt, von irgendwoher seinen Schnuller in den Mund gesteckt und ist halb im Stehen eingeschlafen.. Ich weiß, ich werde diesen vorgezogen Mittagsschlaf spätestens um vier bereuen, aber dann ist vielleicht der Papa des Lieblingskindes schon zu Hause...
Also nutze ich die geschenkte Zeit, um eben diese Kolumne zu schreiben. Und um Mittag zu kochen, mit meiner Mutter zu telefonieren und den Haushalt zu machen. Flutscht wie von selbst...
Und nach dem Mittag geht es zu den Enten. Vielleicht wird der Tag ja doch noch ein guter.

Alles Liebe, eure Anna

PS: Ich habe es an diesem Tag nicht mehr geschafft, die Kolumne online zu stellen und sie schlicht und einfach in meinen Entwürfen vergessen. Deswegen wird sie heute mit etwa acht Wochen Verspätung veröffentlicht. Auch so etwas gehört zum Alltag einer Mama...
PPS: Wenn ich mich recht erinnere, wurde der Tag noch sehr schön. Aber vielleicht täusche ich mich da auch. Wer weiß schon, was vor acht Wochen war. Oder vor acht Minuten...

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