Fashion Week in Cuxhaven

Es ist Spätsommer 2010. In Berlin, Paris, Mailand, London und New York wird grade die kommende Mode für Sommer 2011 präsentiert. Die Abende werden kühler, langsam denke ich an meine Herbstgarderobe und ganz nebenbei freue mich riesig auf einen entspannten Urlaub im nordniedersächsischen Seebad Cuxhaven mit meinem Mann und meinen Schwiegereltern. Eine Woche ohne Arbeit, ohne Internet und ohne ständig klingelndes Telefon. Yuchhuuu! Berufsbeding freue mich natürlich auch auf tolle kleine Boutiquen, auf typisch maritime Marken und Mode und auf den „Laufsteg“ an der Promenade am Strand. Schon immer hatte ich die romantische Vorstellung von einem Seebad. Egal ob Cuxhaven, Brighton oder ein kleines Städtchen an der Riviera, mein Bild im Kopf war immer ähnlich. Es scheint halt alles ein bisschen wie auf einer Postkarte. Romantische Fischerhäuschen, Möwen, Sonne und hübsche Menschen in schicker maritimer Mode. Ich denke dabei an Streifenshirts a la Coco Chanel; an weiche, bequeme Segelschuhe aus blauem oder weißem Leder bei den Herren; an Leinenhosen, die im Wind flattern; an robuste Wachsjacken, die vor Wind und Wetter schützen und an denen Wassertropfen abperlen wie der Morgentau. Ich denke an kuschelige Wolltroyer in einem dunklen Blau und an Tücher mit Ankern oder Steuerrädern in rot, blau und weiß. In dieser pittoresken Vorstellung verschmelzen Touristen und Einheimische modisch gesehen zu einem Motiv aus einem Hochglanzkatalog von Henry Lloyd, Barbour oder Saint James.

Soviel zu meiner romantischen Theorie. Denn die Realität sieht ganz anders aus. Die Promenade wird zwar passend zur Fashion Week Zeit als Laufsteg genutzt, aber die dort präsentierte Mode jagt mir kalte Schauer über den Rücken.  Statt maritimem Chic erwartet mich ein Meer aus buntem Allwetternylon gepaart mit einer Wolfstatze und schicken Sicherheitstreifen. Aus meiner blau, weiß, rot Vorstellung ist eine Mischung aus Neonfarben, Orange und verschiedenen Grüntönen geworden. Stolz präsentieren auf dem Laufsteg die Models gern auch in Partnerlook ihre unglaublich hippen und schicken Funktionsjacken. Der letzte Schrei sind dann aber doch die Accessoires. Sportsonnenbrillen, Wanderrucksäcke und extrem modische Abrollschuhe runden das gelungene Outfit ab und werden nicht selten dann noch durch passende Hosen im lässigen Sportstil ergänzt.

Modisch enttäuscht verbringe ich also eine sehr entspannte und wunderschöne Woche in Cuxhaven und kann mir so immerhin jeden Tag sicher sein, egal was ich anziehe, ich bin mit Abstand die bestangezogene Frau in der Gegend!

Alles Liebe, eure Anna ♥