2/23/2011

Generation Wie-auch-immer


Vor ein paar Wochen las ich in einem Magazin einen Artikel über verschiedene Generationen und den Konflikt zwischen ihnen. Einer der Autoren, ein Soziologe, kritisierte die Unentschlossenheit der Mittzwanziger und stellte damit uns allen die Frage: „Was stimmt mit dieser Generation nicht?“ Die Frage hab ich mir dann auch mal gestellt. Hier ist die Antwort.
Ok, sehen wir der Tatsache ins Gesicht: Wir, also die Mittzwanziger bis Endzwanziger von heute sind schon eine komische Generation. Keine Geburtenjahrgänge haben so viele Veränderungen miterlebt, wie wir und trotzdem eigentlich so wenig erlebt. Das besagt zumindest die soziologische Theorie. Also wird es Zeit, sich ein paar Gedanken über eben diese Generation zu machen. Bevor es uns gab, war es Gang und Gebe, jede neue Generation schon vorab einmal zu kategorisieren. So gehört wohl der Großteil unserer Eltern zu den „Baby Boomern“ aus den 40er bis 60er Jahren oder zu der „Generation X“, die in den 60er und 70er Jahren das Licht der Welt erblickten. Die „Baby Boomer“ Generation hat ihrem Namen der erstmals steigenden Geburtenrate nach dem WWII zu verdanken und steht für eine aufstrebende Nachkriegszeit mit Wirtschaftswunder, Rock’n Roll und einem ganz klaren Familienbild mit klassischer Rollenverteilung wie bei den eigenen Eltern. Arbeit, Heirat, Haus und Kinder standen bei dieser Generation indiskutabel auf dem Lebensplan und die bereits erwähnte steigende Geburtenrate bestätigte das Bild dieser Generation. Fleiß und echte, ehrliche Arbeit bringen Erfolg und ernähren die Familien dieser Generation. Die „Generation X“ hingegen zeigt, dass Arbeit sich nicht immer lohnt. In dem Roman „Generation X“ prägt der Autor Douglas Coupland den Begriff des McJob als „ein niedrig dotierter Job im Dienstleistungsbereich mit wenig Prestige, wenig Würde, wenig Nutzen und ohne Zukunft. Oftmals als befriedigende Karriere bezeichnet von Leuten, die niemals eine gemacht haben“. Desinteresse, Antriebslosigkeit und Langeweile prägen das Bild der „Lost Generation der 90er“ (Gertrud Stein prägte diesen Begriff). Also ein eher schlechter Ruf, der unseren Vorgängergenerationen vorauseilt.
Der negative Ruf der „Generation X“ wiederholt sich bei uns  und wir gelten nicht gerade als die Vorzeige-Generation. Wir, also die Geburtenjahrgänge um 1980 und später gehören zu der Generation, die wohl mit den meisten Vorurteilen zu kämpfen hat. Ob wir nun als „Null-Bock-Generation“, „Spaß-Generation“, „Generation-Praktikum“ oder „Peter-Pan-Generation“ bezeichnet werden, alles impliziert die Tatsache, dass wir immer auf der Suche nach uns selbst und dem nächsten Abenteuer sind. Und auch, dass wir nicht erwachsen werden wollen. Die Entwicklungsphase der Jugend wird immer weiter nach hinten ausgedehnt, die Vierziger sind die neuen Dreißiger und diese sind dann halt eben die neuen Zwanziger. Während unsere Mütter im Schnitt mit 25 das erste Kind in ihren Armen hielten, fühlen wir uns mit knapp 30 immer noch viel zu jung, um Mutter zu werden und verschiebe diese Lebensphase noch mal fix fünf Jahre weiter nach hinten. Verantwortung zu übernehmen war ja laut Soziologen in unserer Generation noch nie eine Stärke und aber auch nie wirklich nötig. Als Nachfolger der Generation X ist uns ja angeblich Erfolg und Glück in die Wiege gelegt und Krieg und Leid kennen wir zum Glück nur aus den Erzählungen unserer Großeltern. Statt einer geregelten Arbeit nachzugehen, studieren wir lieber ewig und drei Tage, machen ein unbezahltes Praktikum nach dem anderen und wollen uns auch mit Ende Zwanzig noch nicht so ganz festlegen.
Wir sind die Generation, die die größten technischen Veränderungen miterlebt hat. So sind wir alle in eine Welt von Kassetten, Wählscheibentelefon, öffentlich-rechtliches Fernsehen, VW Käfer und Golf 1, Schreibmaschine, Postkarten usw. geboren und müssen nun mit einem Fortschritt mithalten, der kaum zu überschauen ist. Die Kassette wurde erst von der CD und dann später von MP3s verdrängt, statt Wählscheibe telefoniert für uns das Smartphone fast von allein oder wir kommunizieren über Skype mit Videofunktion bis ans andere Ende der Welt. PayTV und private Sender dominieren das Fernsehprogramm,  der New Beetle ist mittlerweile auch schon wieder überholt und man ist gespannt auf den Golf VII und statt Schreibmaschine und Postkarten gibt es nun E-Mails, Chat und Facebook.
Eben diese Entwicklungen sind nämlich der Grund für einen positiven Aspekt unserer Generation. Neben den eher negativ konnotierten Namen wie oben genannt, wird  unsere Generation aber auch als „Millennials“ bezeichnet und weist damit einfach nur auf die banale Tatsache hin, dass wir das Millenium live und in Farbe miterlebt haben. In dieser Beschreibung unserer Generation geht es vor allem um den Fortschritt. Denn wir gelten nicht nur als sprunghaft und verantwortungslos, sondern auch als gut ausgebildete, meist mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss Fachkräfte. Wir gelten als technologie- und internetaffin und sind in der Lage, mit den extrem schnellen Erneuerungen und Veränderungen klar zu kommen. Wir erklären der Genration vor und nach uns die virtuelle und elektronische Welt und verlieren selten bis nie den Überblick in der weiten Welt des world wide web. Neben der virtuellen Welt hat sich aber auch die reale Welt für die „Millennials“ im Vergleich zu unserer Elterngeneration verändert. Wir denken und handeln  global, sind multikulturell erzogen, verfügen über interkulturelle Kompetenzen und sind weltoffen und neugierig. Wir arbeiten in internationalen Teams und sind weitestgehend befreit von traditioneller Rollenverteilung und starrer Hierarchie. Soziologen beschreiben uns als optimistisch und selbstbewusst und auch das politische Interesse ist in Zeiten von Studiengebühren, Lebensmittelskandalen etc. wieder erwacht und treibt uns aus eigenem Interesse oder aus Solidarität auf die Straße.
Alles in allem find ich unsere Generation gar nicht so schlecht wie ihr Ruf. Und wir haben ja auch noch jede Menge Zeit, um uns von unserer besten Seite zu zeigen. Aber erst mal genießen wir noch unsere verlängerte Jugend… Jawohl!

Alles Liebe, eure Anna ♥

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