3/24/2011

Liebe Heimat...


In einem Artikel einer bekannten deutschen Zeitschrift las ich vor Kurzem etwas über Heimat und die Verbundenheit mit einem Ort. Der Artikel stellte die These auf, dass bei der Schnelllebigkeit von heute und den ständig wechselnden Wohnorten, kaum noch ein Heimatgefühl aufkommen kann und die Bedeutung hinter dem Begriff Heimat sich in den nächsten Jahren ändern wird. Nicht mehr der Ort ist die Heimat, sondern die Menschen, denen man begegnet. Ein Stück weit ist das ja schon immer so und steckt auch in der Definition von Heimat: die Beziehung zwischen Mensch und Raum (Land, Stadt, Ort, Gegend, Familie…).
 Irgendwie hat mich dieser Artikel nicht losgelassen und als ich vorgestern noch von meiner Oma ein Buch gekommen habe, das sie selber vor 10 Jahren über den Ort geschrieben hat, der zu ihrer Heimat wurde, fing ich auch an über meine Heimat nachzudenken. Ihr Buch kann ich seitdem nicht mehr aus der Hand legen und versinke in den Aufzeichnungen über ihre Wahlheimat. Sie schreibt, dass dieser Ort sie zu dem Menschen gemacht hat, der sie schon immer bestimmt war zu sein. Total beeindruckt von dieser Aussage habe ich angefangen, über meine eigene Heimat nachzudenken und über den Einfluss, die diese auf mich hat und vor allem hatte. Bei diesem Gedanken kommt mir zu aller erst mal das Problem, dass ich meine Heimat schlecht definieren kann. Obwohl ich in meiner Kindheit nur von einem Haus quer durch den Garten in ein anderes Haus und auch später nur von meinen Eltern aus nach Braunschweig gezogen bin, habe ich in meinem Herzen  drei Orte, mit denen ich heimatliche Gefühle verbinde. Irgendwie gehört zu jedem Lebensabschnitt eine andere Heimat.
Seit fast 10 Jahren lebe ich nun in Braunschweig und fühle mich hier auch so heimatlich, wie man sich wohl nur fühlen kann. Ich bin mit der Zeit zu einem echten Braunschweiger Mädchen geworden und werde hier auch nicht mehr wegziehen. Braunschweig ist die Heimat meines Erwachsenenlebens und ich liebe diese Stadt. Natürlich sind es auch die Menschen hier, aber besonders auch der Ort an sich. Ich hoffe, dass ich über Braunschweig rückblickend auch mal das Gleiche sagen kann, wie meine Oma über Montana. Trotz meiner Liebe zu der Löwenstadt, ist und bleibt aber meine erste und ursprüngliche Heimat Schwicheldt. Das kleine Dorf bei Peine, in dem aufgewachsen bin und in dem meine Eltern, meine Schwester mit Familie und meine Großeltern heute leben. Dort stehen beide Häuser, in denen ich meine Kindheit verbracht habe und werden zum einen von meinen Eltern und zum anderen von der Familie meiner Schwester bewohnt. Meine Großeltern leben jetzt seit 10 Jahren auch in ihrem eigenen Haus Schwicheldt, nicht weit von den anderen entfernt. Was Schwicheldt betrifft, beschränkt sich meine Heimat aber wirklich nur auf diese drei Häuser. Der Rest hat sich in den letzten 10 Jahren zu sehr verändert, um noch als heimatlich gelten zu können. Auch wenn ich in diesem idyllischen Dorf mit viel Natur aufgewachsen bin, hatte ich schon als Kind immer noch einen zweiten Ort, nach dem ich sehnte und der für mich ein Stückchen Heimat war. Zwar ist dieser Ort kaum größer als das Dörfchen aus dem ich komme, aber sonst ist dort alles anders! Big Timber ist ein kleines Fleckchen im südlichen Teil vom US-Staat Montana mit weniger als 2000 Einwohnern und einem Charme, wie kaum ein anderer Ort auf der Welt. Und eben genau diesen Ort meint meine Oma in ihrem Buch. Und auch ich bin diesem Ort verfallen. Schon als Kind verbrachten wir die Sommerferien dort bei meinen Großeltern und die Sonne, die Gerüche und der Wind waren ganz anders als hier in Deutschland. Alles ist weitläufiger, heller, großer und ein bisschen schöner dort. Und jedes Jahr wurde dieser Ort mehr zu einem Stückchen Heimat. Und während Schwicheldt hauptsächlich an den Menschen hängt, so ist Big Timber aber als Ort meine zweite Heimat. Auch während meiner Jugend fühlte ich mich immer mehr mit diesem Ort verbunden und liebte den Zauber im Sommer. Der Blick auf die stets verschneiten Berggipfel der Ausläufer der Rocky Mountains liegen Big Timber fast zu Füßen und der Kaffee morgens auf der Terrasse meiner Großeltern schmeckte einfach ganz zauberhaft! Viele der magischen Momente kann man einfach gar nicht in Worte fassen und auch die Geräusche und Gerüche hätte ich am liebsten konserviert und immer bei mir. Big Timber wird immer diesen besonderen Platz in meinem Herzen haben und auch immer ein Stück Heimat sein, auch wenn meine Großeltern seit 10 Jahren wieder in Deutschland sind und ich eben seit genau der Zeit auch nicht mehr da war, habe ich oft Momente im Sommer, in denen ich etwas wehmütig an meine Sommerheimat denke…
Wenn ich also meine eigene Definition von Heimat betrachte, kann ich nur feststellen, dass der Artikel so nicht auf mich zutrifft und dass für mich Heimat auch ganz viel mit dem Ort an sich zu hat! Braunschweig, Big Timber und Schwicheldt verbinde ich auf andere Art und Weise alle drei mit meiner Heimat, und jede hat ihren ganz eigenen Einfluss auf mich…

Alles Liebe, eure Anna ♥

1 Kommentar:

  1. Wie sagte schon Herbert Grönemeyer:"Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl".
    Ich kann deine "Probleme" Heimazt zu definieren aber auch gut verstehen, ich komme eigentlich aus Süddeutschland, bin dann mit 11 Jahren ( mit meiner Mum) nach NRW gekommen und beides ist Heimat. Ich kann Heimat auch nicht an einem bestimmten Ort festmachen, bei mir sind es auch mehrere Orte: Das Haus meiner Großeltern, mein Elternhaus, unsere späteren Wohnsitze, meine Wohnungen.... und auch Urlaubsorte - z.B. fühle ich mich in Wien immer völlig daheim, obwohl ich dort immer nur Urlauberin bin.
    Ich halte es auch mit Herrn Grönemeyer - Heimat ist da wo man Heimat fühlt.
    Liebe Grüße
    Mia

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