6/01/2013

Is(s) was??

Ich möchte gern über Essen schreiben. Essen spielt in unserer Gesellschaft eine zweischneidige Rolle. Zum einen können wir dank Fast Food Ketten, Essen to go, 24 Std. Shops und abermillionen Lieferdiensten immer und überall essen. Zum anderen ist die Qualität dieses Essens doch manchmal etwas fragwürdig. Pizza wird mit Analogkäse und Formschinken belegt, im Sushi ist Garnelenersatz, die Liste der Zusatzstoffe ist oft länger, als die ganze Speisekarte und eine Portion Curry Wurst mit Pommes wird zum Dumping Preis von € 1,99 angeboten. Zu Hause auf dem Sofa wird dann das bestellte Essen aus Alluschalen gegessen und der passende Wein dazu kommt von einem anderen Kontinent und kostet extrem hoher Transport kosten nur € 1,49. Zweifel an der Qualität kommen nur auf, wenn ein neuer Lebensmittelskandal aufschreckt und Dioxin, Schweinepest oder EHEC unser täglich Brot bzw. Ei, Fleisch oder Gemüse verseuchen.
Doch was versteckt sich eigentlich hinter dem „großen Fressen“? Was bedeutet Essen heute wirklich in unserer Gesellschaft und warum gibt es so eklatante Unterschiede im Umgang? Essen ist Nahrung, Lebensmittel, Genuss, Sattmacher, Seelentröster, manchmal aber auch der Feind. Wenn ich mit dem letzten Punkt beginne, fallen mir viele Sachen ein, die für den Menschen schlecht sind: Allergien, Unverträglichkeiten, Übergewicht und Essstörungen sind nur ein paar der negativen Aspekte, die vom Essen ausgehen. Viele negative Aspekte haben aber nicht nur Einfluss auf den Menschen, sondern auch auf seine Umwelt: Massentierhaltung, Umweltverschmutzung und Tierquälerei sind auch wieder nur ein paar Faktoren. Doch wie sollte man essen, also sich ernähren, um sich selbst und der Umwelt einen Gefallen zu tun? Spontan würde ich sagen: vegan (lustig oder erschreckend, mein Rechtschreibprogramm kennt das Wort noch nicht mal!), saisonal und regional. Aber was ist denn mit den Ländern, die für den deutschen Markt produzieren, die gehören doch auch zu unserer Umwelt! Und hat strickt vegane Ernährung nicht vielleicht doch negative Auswirkungen auf die Gesundheit? Gibt es zu Mangelerscheinungen überhaupt schon Langzeitstudien? Sehr verzwickt… Und wie ist das mit Kindern? Können wir unseren Nachwuchs so ganz ohne Fleisch-, Ei- und Milchprodukte gesund großziehen? Viele unbeantwortete Fragen...
Die anderen Aspekte sind vielleicht einfacher zu betrachten. Wir essen, um satt zu werden und um unseren Körper mit wichtigen Stoffen zu versorgen. Vitamine, Mineralstoffe und vieles mehr werden durch die Nahrung aufgenommen und für ein gesundes Leben benötigt. Doch auch allein das Sattwerden und die Ernährung des Körpers sind schon zu einer kleinen Wissenschaft geworden. Früher, zur Zeit meiner Großeltern, besonders auf dem Land wurde das gegessen, was da war und was selbst geerntet oder geschlachtet wurde. Jeder wusste, wo die Kartoffel, der Apfel oder das Fleisch herkam, denn meist kannte man den Acker, den Baum oder das Schwein. Satt wurde man meistens, aber lecker war es vielleicht nicht immer. Heute erzählen uns Ernährungswissenschaftler, dass wir am besten nur 600 g Fleisch die Woche essen, bitte nicht nur freitags Fisch, fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag und das ganze bitte mit drei Liter Wasser runter spülen. Mein Opa hätte wohl gelacht. Ich versuche, mich dran zu halten und stoße dabei immer wieder an meine Grenzen. Dann bin ich deprimiert, weil ich nur zwei Liter Wasser geschafft habe und die fünfte Portion Obst noch in meiner Tasche liegt. Satt bin aber trotzdem. Und gesund auch. Alles Missionarische lässt mich meist kalt, bis auf einen kleinen Tick. Wenn ich einkaufe, schaue ich gern in die Wagen anderer Leute und oft beurteile ich sie nach ihrem Inhalt. Böse! Außerdem kann ich nicht einkaufen, ohne etwas Gesundes im Korb zu haben. Denn ich stelle mir an der Kasse immer vor, was passieren würde, wenn ein Ernährungswissenschaftler plötzlich und unerwartet meinen Einkauft auch nur halb so kritisch beurteilen würde, wie ich den der anderen Kunden. Ich schaffe es nicht, nur noch mal schnell für den gemütlichen Sofaabend Chips und Bier zu kaufen. Es müssen mindestens noch Bananen und ein Liter Bio Milch mit. Aber so hat ja jeder seinen Spleen.
Ich selbst denke also anscheinend auch viel über Essen nach. Zum einen sicher, weil ich nach Aufgabe des Rauchens, ein paar Kilo zu viel drauf habe und zum anderen aber auch, weil ich versuche(!!!), ökologisch und ethisch halbwegs korrekt zu essen. Doch das ist eigentlich eine Lebensaufgabe, und die Vertreter dieser fast schon „Religion“ müssen aufpassen, dass sie nicht zu Bekehrern oder Missionaren werden, die anderen ihre Art zu essen aufdrängen wollen. Jeder sollte selbst entscheiden, was er isst, wo er sein Essen einkauft und wie er einkauft. Ich möchte niemanden bekehren oder belehren, ich möchte nur mich selbst entscheiden, was ich esse und was somit meinem Körper gebe. Deswegen, und aus ethischen und moralischen Gründen, habe ich für mich persönlich beschlossen, dass ich nur noch die Tiere esse, bei denen ich mir vorstellen kann, sie selber zu töten. Und da die Aussicht auf Spinnenragout, Ameisengyros und Fliegenschnitzel nicht soooo lecker ist, esse ich halt einfach gar kein Fleisch. Außerdem versuche (!!!) ich, saisonales Gemüse, Brot bei einem Bäcker, der auch noch in einer Backstube backt und so viel wie möglich im Bio Supermarkt zu kaufen. Aber manchmal ist die TK Pizza so verlockend und die Portion Pommes viel schneller gemacht, als ein ausgewogenes, frisch gekochtes Menü. Und natürlich macht mich billiges, schnelles Essen nicht unbedingt krank, aber wie toll kann zum Beispiel die Qualität von Hackfleisch sein, dass genauso viel kostet, wie die Dose Katzenfutter   Und wie lecker und vitaminreich sind Erdbeeren zur Weihnachtszeit, die schon vor dem Verzehr eine halbe Weltreise hinter sich haben.
Es gibt in diesem Bereich anscheinend noch sooooo viele Fragen zu klären und die meisten lassen sich im Kleinen gar nicht beantworten. Hinter dem Schnitzel auf dem Teller steckt immerhin ein extrem großer Industriezweig, der mit Massentierhaltung viel Geld macht. Doch auch nur auf diese Weise kann der Markt für den weniger kritischen Esser das Schnitzel für 2,99/kg in die Fleischtheke bringen. Doch muss das sein? Wieder eine Frage, die schwer zu beantworten ist. Beim Geld hört nämlich nicht nur die Freundschaft auf, sondern bei den Meisten auch die Tierliebe. Aber als kritischer Esser finde ich es erschreckend, dass Fleisch oft günstiger ist, als Obst und Gemüse, und dass Tiere (LEBENDIG!!) unter schlechteren Bedingungen transportiert werden, als der vegane Kollege. Aber wahrscheinlich verkauft sich Obst mit Dellen schlechter. Und beim geschlachtet Tier sieht man dann ja nichts mehr…
Schade, oder?!
Und wie ist es zu erklären, dass viele Menschen ihr Haustier als vollwertiges Familienmitglied betrachten, es lieben, hegen und pflegen, aber kein Problem damit haben, ein anderes Tier auf den Grill zu hauen? Wo ist denn der Unterschied zwischen der putzigen, flauschigen Miezekatze und dem optisch doch ähnlichen Kaninchen im Coque au Vin. Wann wird dem aus dem Freund das Futter?? Und auch hier frage ich mich wieder, wie man diesen Unterschied (wenn es denn einen geben sollte!!!), seinen Kindern erklären kann. Also auch hier häufen sich die Fragen im moralischen Bereich.
Puh, schwere Kost...
Zusammenfassend möchte ich einfach, ohne zu missionieren für einen bewussten Umgang mit Essen und für eine weniger fleischlastige Ernährung plädieren. Esst doch öfter mal ein Tofuschwein; ist auch lecker…

Guten Appetit!

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