Ich
möchte gern über Essen schreiben. Essen spielt in unserer Gesellschaft eine
zweischneidige Rolle. Zum einen können wir dank Fast Food Ketten, Essen to go,
24 Std. Shops und abermillionen Lieferdiensten immer und überall essen. Zum anderen ist die Qualität dieses Essens doch manchmal etwas fragwürdig. Pizza
wird mit Analogkäse und Formschinken belegt, im Sushi ist Garnelenersatz, die
Liste der Zusatzstoffe ist oft länger, als die ganze Speisekarte und eine
Portion Curry Wurst mit Pommes wird zum Dumping Preis von € 1,99 angeboten. Zu
Hause auf dem Sofa wird dann das bestellte Essen aus Alluschalen gegessen und
der passende Wein dazu kommt von einem anderen Kontinent und kostet extrem
hoher Transport kosten nur € 1,49. Zweifel an der Qualität kommen nur auf, wenn
ein neuer Lebensmittelskandal aufschreckt und Dioxin, Schweinepest oder EHEC
unser täglich Brot bzw. Ei, Fleisch oder Gemüse verseuchen.
Doch
was versteckt sich eigentlich hinter dem „großen Fressen“? Was bedeutet Essen
heute wirklich in unserer Gesellschaft und warum gibt es so eklatante
Unterschiede im Umgang? Essen ist Nahrung, Lebensmittel, Genuss, Sattmacher,
Seelentröster, manchmal aber auch der Feind. Wenn ich mit dem letzten Punkt
beginne, fallen mir viele Sachen ein, die für den Menschen schlecht sind: Allergien,
Unverträglichkeiten, Übergewicht und Essstörungen sind nur ein paar der
negativen Aspekte, die vom Essen ausgehen. Viele negative Aspekte haben aber
nicht nur Einfluss auf den Menschen, sondern auch auf seine Umwelt:
Massentierhaltung, Umweltverschmutzung und Tierquälerei sind auch wieder nur
ein paar Faktoren. Doch wie sollte man essen, also sich ernähren, um sich
selbst und der Umwelt einen Gefallen zu tun? Spontan würde ich sagen: vegan
(lustig oder erschreckend, mein Rechtschreibprogramm kennt das Wort noch nicht
mal!), saisonal und regional. Aber was ist denn mit den Ländern, die für den
deutschen Markt produzieren, die gehören doch auch zu unserer Umwelt! Und hat
strickt vegane Ernährung nicht vielleicht doch negative Auswirkungen auf die
Gesundheit? Gibt es zu Mangelerscheinungen überhaupt schon Langzeitstudien?
Sehr verzwickt… Und wie ist das mit Kindern? Können wir unseren Nachwuchs so ganz ohne Fleisch-, Ei- und Milchprodukte gesund großziehen? Viele unbeantwortete Fragen...
Die
anderen Aspekte sind vielleicht einfacher zu betrachten. Wir essen, um satt zu
werden und um unseren Körper mit wichtigen Stoffen zu versorgen. Vitamine,
Mineralstoffe und vieles mehr werden durch die Nahrung aufgenommen und für ein
gesundes Leben benötigt. Doch auch allein das Sattwerden und die Ernährung des
Körpers sind schon zu einer kleinen Wissenschaft geworden. Früher, zur Zeit
meiner Großeltern, besonders auf dem Land wurde das gegessen, was da war und
was selbst geerntet oder geschlachtet wurde. Jeder wusste, wo die Kartoffel,
der Apfel oder das Fleisch herkam, denn meist kannte man den Acker, den Baum
oder das Schwein. Satt wurde man meistens, aber lecker war es vielleicht nicht
immer. Heute erzählen uns Ernährungswissenschaftler, dass wir am besten nur 600
g Fleisch die Woche essen, bitte nicht nur freitags Fisch, fünf Portionen Obst
und Gemüse am Tag und das ganze bitte mit drei Liter Wasser runter spülen. Mein
Opa hätte wohl gelacht. Ich versuche, mich dran zu halten und stoße dabei immer
wieder an meine Grenzen. Dann bin ich deprimiert, weil ich nur zwei Liter
Wasser geschafft habe und die fünfte Portion Obst noch in meiner Tasche liegt.
Satt bin aber trotzdem. Und gesund auch. Alles Missionarische lässt mich meist
kalt, bis auf einen kleinen Tick. Wenn ich einkaufe, schaue ich gern in die
Wagen anderer Leute und oft beurteile ich sie nach ihrem Inhalt. Böse! Außerdem
kann ich nicht einkaufen, ohne etwas Gesundes im Korb zu haben. Denn ich stelle
mir an der Kasse immer vor, was passieren würde, wenn ein
Ernährungswissenschaftler plötzlich und unerwartet meinen Einkauft auch nur
halb so kritisch beurteilen würde, wie ich den der anderen Kunden. Ich schaffe
es nicht, nur noch mal schnell für den gemütlichen Sofaabend Chips und Bier zu
kaufen. Es müssen mindestens noch Bananen und ein Liter Bio Milch mit. Aber so
hat ja jeder seinen Spleen.
Ich
selbst denke also anscheinend auch viel über Essen nach. Zum einen sicher, weil
ich nach Aufgabe des Rauchens, ein paar Kilo zu viel drauf habe und zum anderen
aber auch, weil ich versuche(!!!), ökologisch und ethisch halbwegs korrekt zu
essen. Doch das ist eigentlich eine Lebensaufgabe, und die Vertreter dieser
fast schon „Religion“ müssen aufpassen, dass sie nicht zu Bekehrern oder
Missionaren werden, die anderen ihre Art zu essen aufdrängen wollen. Jeder
sollte selbst entscheiden, was er isst, wo er sein Essen einkauft und wie er
einkauft. Ich möchte niemanden bekehren oder belehren, ich möchte nur mich
selbst entscheiden, was ich esse und was somit meinem Körper gebe. Deswegen,
und aus ethischen und moralischen Gründen, habe ich für mich persönlich
beschlossen, dass ich nur noch die Tiere esse, bei denen ich mir vorstellen
kann, sie selber zu töten. Und da die Aussicht auf Spinnenragout, Ameisengyros
und Fliegenschnitzel nicht soooo lecker ist, esse ich halt einfach gar kein
Fleisch. Außerdem versuche (!!!) ich, saisonales Gemüse, Brot bei einem Bäcker,
der auch noch in einer Backstube backt und so viel wie möglich im Bio
Supermarkt zu kaufen. Aber manchmal ist die TK Pizza so verlockend und die
Portion Pommes viel schneller gemacht, als ein ausgewogenes, frisch gekochtes
Menü. Und natürlich macht mich billiges, schnelles Essen nicht unbedingt krank,
aber wie toll kann zum Beispiel die Qualität von Hackfleisch sein, dass genauso
viel kostet, wie die Dose Katzenfutter Und wie lecker und vitaminreich sind
Erdbeeren zur Weihnachtszeit, die schon vor dem Verzehr eine halbe Weltreise
hinter sich haben.
Es
gibt in diesem Bereich anscheinend noch sooooo viele Fragen zu klären und die
meisten lassen sich im Kleinen gar nicht beantworten. Hinter dem Schnitzel auf
dem Teller steckt immerhin ein extrem großer Industriezweig, der mit
Massentierhaltung viel Geld macht. Doch auch nur auf diese Weise kann der Markt
für den weniger kritischen Esser das Schnitzel für 2,99/kg in die Fleischtheke
bringen. Doch muss das sein? Wieder eine Frage, die schwer zu beantworten ist.
Beim Geld hört nämlich nicht nur die Freundschaft auf, sondern bei den Meisten
auch die Tierliebe. Aber als kritischer Esser finde ich es erschreckend, dass
Fleisch oft günstiger ist, als Obst und Gemüse, und dass Tiere (LEBENDIG!!)
unter schlechteren Bedingungen transportiert werden, als der vegane Kollege.
Aber wahrscheinlich verkauft sich Obst mit Dellen schlechter. Und beim
geschlachtet Tier sieht man dann ja nichts mehr…
Schade,
oder?!
Und wie ist es zu erklären, dass viele Menschen ihr Haustier als vollwertiges Familienmitglied betrachten, es lieben, hegen und pflegen, aber kein Problem damit haben, ein anderes Tier auf den Grill zu hauen? Wo ist denn der Unterschied zwischen der putzigen, flauschigen Miezekatze und dem optisch doch ähnlichen Kaninchen im Coque au Vin. Wann wird dem aus dem Freund das Futter?? Und auch hier frage ich mich wieder, wie man diesen Unterschied (wenn es denn einen geben sollte!!!), seinen Kindern erklären kann. Also auch hier häufen sich die Fragen im moralischen Bereich.
Puh, schwere Kost...
Zusammenfassend möchte ich einfach, ohne
zu missionieren für einen bewussten Umgang mit Essen und für eine
weniger fleischlastige Ernährung plädieren. Esst doch öfter mal ein Tofuschwein; ist auch
lecker…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen