Schon immer haben uns Fernsehserien ein ganz
inniges Bild von Freundschaften suggeriert. In der einen Serie geht ein Quartett
von fabelhaften, erfolgreichen Freundinnen durch alle Lebenslagen und haben
trotz Karriere, Ehe, Kindern und Alltag anscheinend jeden Tag Zeit für
ausgedehnte Mädelsabende. Sie sprechen über alles; wirklich alles und es gibt
nichts, was die vier auseinander bringen kann. Untereinander verstehen sie sich
auch alle super und es gibt keine Eifersüchteleien.
Eine andere Serie zeigt ein unkompliziertes,
gemischtes Quintett, das sich trotz Job fast jeden Abend in einem angesagten
Pub trifft und dort die gemeinsame Zukunft plant. Sie sind die moderne Version
der „fünf Freunde“ und auch diverse Liebeleien innerhalb der Gruppe schaden
keiner der Freundschaften.
Ebenso problemlos verlief es in den 90ern bei
den New Yorker TV „Freunden“, die zu sechst alle Lebenslagen meistern und am
Ende zwei Traumpaare hervor bringen.
In allen drei Serien kennen und lieben sich
die befreundeten Protagonisten schon ewig und auf ewig und es scheint, nichts
könnte die Freundschaften trüben. Liebe, auswandern, Kinder, Krankheiten und
andere Widrigkeiten werden gemeinsam gemeistert und am Ende des Tages im angesagtesten
Club der Stadt, im „Central Perk“ oder im „Mc Larens“ gefeiert.
Soweit zu der TV Realität. Im wahren Leben
sind Freundschaften mindestens genauso schön und wichtig, aber auch etwas
komplizierter. Wir trafen uns im Kindergarten, auf dem Spielplatz, in der
Schule, im Sportverein, an der Uni oder zuletzt im Job und verbrachten viele
Stunden gemeinsam. Egal ob Liebeskummer, Ärger mit dem Chef, die eigene
Hochzeit oder einfach nur am Samstagabend: die besten Freunde sind immer dabei.
Während der Schulzeit verbringen wir fast jede freie Minute zusammen: lachen,
quatschen, phantasieren über die Zukunft und schwören, uns niemals zu
verlieren. In den 20ern treffen wir so viele Menschen und finden unter ihnen
oft viele neue Freunde. Wir treffen uns zum Kaffee, machen zusammen Sport,
gehen abends gemeinsam aus und haben viel Zeit für einander. Meistens klappt
das auch viele Jahre, doch irgendwann kommen Job, Beziehung, Familie und
diverse Verpflichtungen dazu und machen oft regelmäßige Treffen schwierig bis
unmöglich. Plötzlich sind aus den vielen, vielen lockeren Freundschaften ein
paar wenige enge Freunde geworden, mit denen wir auch lang nicht mehr so viel
Zeit verbringen, wie uns das Fernsehen suggeriert. Wenn wir viel Glück haben,
bleiben ein paar Freunde aus Kindheitstagen oder aus der Schulzeit für immer
und wir finden vielleicht noch ein paar wenige dazu. Doch so viele Freunde, wie
in den 20ern werden wir wohl nie wieder haben. Doch eben diese Freunde, die
auch nach der Uni und Partyzeit noch da sind, sind die, die auch bleiben. Eben
diese Freunde sind neben der Familie das wichtigste was wir haben. Sie sind oft
auch die Menschen, die uns schon immer begleiten und die auch noch in 50 Jahren
mit uns auf dem Sofa sitzen und Geschichten von früher erzählen. Sie sind die
Menschen, die uns oft besser und länger kennen als alle anderen und uns
trotzdem noch zurück rufen. Oft entwickeln wir uns im Laufe der Jahre in
verschiedene Richtungen, ziehen in andere Städte oder sogar andere Länder, aber
dank Skype, Facebook und What’s App können wir ständig in Kontakt bleiben, uns
über unser Leben austauschen und gemeinsam alt werden; auch wenn wir nicht wie
im TV Tür an Tür leben.
Und so gibt es kaum etwas, das so gemütlich und bequem ist, wie ein gemeinsamer Abend mit den ältesten, besten Freundinnen, der auch nicht mehr unbedingt im Club statt finden muss. Denn bei der Vertrautheit ist auch ein Sofaabend Balsam für die Seele...
Ich möchte keine meiner Freundinnen gegen eine der TV Beziehungen eintauschen und da die gemeinsame Zeit seltener ist, ist sie auch umso wertvoller...
Ein ♥ für euch; wo auch immer ihr seid...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen