6/24/2013

Wo sind alle meine Freunde hin?

Schon immer haben uns Fernsehserien ein ganz inniges Bild von Freundschaften suggeriert. In der einen Serie geht ein Quartett von fabelhaften, erfolgreichen Freundinnen durch alle Lebenslagen und haben trotz Karriere, Ehe, Kindern und Alltag anscheinend jeden Tag Zeit für ausgedehnte Mädelsabende. Sie sprechen über alles; wirklich alles und es gibt nichts, was die vier auseinander bringen kann. Untereinander verstehen sie sich auch alle super und es gibt keine Eifersüchteleien.
Eine andere Serie zeigt ein unkompliziertes, gemischtes Quintett, das sich trotz Job fast jeden Abend in einem angesagten Pub trifft und dort die gemeinsame Zukunft plant. Sie sind die moderne Version der „fünf Freunde“ und auch diverse Liebeleien innerhalb der Gruppe schaden keiner der Freundschaften.
Ebenso problemlos verlief es in den 90ern bei den New Yorker TV „Freunden“, die zu sechst alle Lebenslagen meistern und am Ende zwei Traumpaare hervor bringen.
In allen drei Serien kennen und lieben sich die befreundeten Protagonisten schon ewig und auf ewig und es scheint, nichts könnte die Freundschaften trüben. Liebe, auswandern, Kinder, Krankheiten und andere Widrigkeiten werden gemeinsam gemeistert und am Ende des Tages im angesagtesten Club der Stadt, im „Central Perk“ oder im „Mc Larens“ gefeiert.

Soweit zu der TV Realität. Im wahren Leben sind Freundschaften mindestens genauso schön und wichtig, aber auch etwas komplizierter. Wir trafen uns im Kindergarten, auf dem Spielplatz, in der Schule, im Sportverein, an der Uni oder zuletzt im Job und verbrachten viele Stunden gemeinsam. Egal ob Liebeskummer, Ärger mit dem Chef, die eigene Hochzeit oder einfach nur am Samstagabend: die besten Freunde sind immer dabei. Während der Schulzeit verbringen wir fast jede freie Minute zusammen: lachen, quatschen, phantasieren über die Zukunft und schwören, uns niemals zu verlieren. In den 20ern treffen wir so viele Menschen und finden unter ihnen oft viele neue Freunde. Wir treffen uns zum Kaffee, machen zusammen Sport, gehen abends gemeinsam aus und haben viel Zeit für einander. Meistens klappt das auch viele Jahre, doch irgendwann kommen Job, Beziehung, Familie und diverse Verpflichtungen dazu und machen oft regelmäßige Treffen schwierig bis unmöglich. Plötzlich sind aus den vielen, vielen lockeren Freundschaften ein paar wenige enge Freunde geworden, mit denen wir auch lang nicht mehr so viel Zeit verbringen, wie uns das Fernsehen suggeriert. Wenn wir viel Glück haben, bleiben ein paar Freunde aus Kindheitstagen oder aus der Schulzeit für immer und wir finden vielleicht noch ein paar wenige dazu. Doch so viele Freunde, wie in den 20ern werden wir wohl nie wieder haben. Doch eben diese Freunde, die auch nach der Uni und Partyzeit noch da sind, sind die, die auch bleiben. Eben diese Freunde sind neben der Familie das wichtigste was wir haben. Sie sind oft auch die Menschen, die uns schon immer begleiten und die auch noch in 50 Jahren mit uns auf dem Sofa sitzen und Geschichten von früher erzählen. Sie sind die Menschen, die uns oft besser und länger kennen als alle anderen und uns trotzdem noch zurück rufen. Oft entwickeln wir uns im Laufe der Jahre in verschiedene Richtungen, ziehen in andere Städte oder sogar andere Länder, aber dank Skype, Facebook und What’s App können wir ständig in Kontakt bleiben, uns über unser Leben austauschen und gemeinsam alt werden; auch wenn wir nicht wie im TV Tür an Tür leben. 
Und so gibt es kaum etwas, das so gemütlich und bequem ist, wie ein gemeinsamer Abend mit den ältesten, besten Freundinnen, der auch nicht mehr unbedingt im Club statt finden muss. Denn bei der Vertrautheit ist auch ein Sofaabend Balsam für die Seele...
Ich möchte keine meiner Freundinnen gegen eine der TV Beziehungen eintauschen und da die gemeinsame Zeit seltener ist, ist sie auch umso wertvoller...
Ein ♥ für euch; wo auch immer ihr seid...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen