7/12/2016

Träum weiter...

Es war ein toller, unglaublich lustiger Abend mit zwei Freundinnen. Wir haben gelacht, von früher gesprochen und noch mehr gelacht. Aber wir haben auch von heute und morgen gesprochen und von Träumen. Auf dem Heimweg hab ich dann nachgedacht. Über Träume. Was ist das eigentlich mit dieser Träumerei? Jeder hat einen Traum den er sich erfüllen möchte. Einen Plan, den er verfolgt, für den er spart oder für ihn arbeitet. Der Traum liegt oft in ferner Zukunft und man meint, das Lebensglück hänge von der Erfüllung eines oder mehrerer Träume ab. Die einen suchen den Traummann oder die Traumfrau, die anderen den Traumjob, wieder andere haben gerade ihre Traumwohnung gefunden und manch einer begnügt sich mit seinem Traumauto. Aber was ist, wenn eben all diese Träume wie Seifenblasen zerplatzen und der Träumer plötzlich auf dem harten Boden der Realität ankommt. Was ist, wenn der Traummann eine Andere liebt, der Traumjob aus einer 65 Stunde Woche besteht, die Traumwohnung in einer schäbigen Gegend liegt und das Traumauto einen Getriebeschaden hat? Folgt dann automatisch der Albtraum? Oder muss sich der Träumer dann den Rest seines Lebens mit einer zweiten Wahl abgeben? Ist es denn überhaupt so sinnvoll, wenn sich Träume erfüllen? Ich habe da so meine Zweifel. Statt dem perfekten Traummann sollte es doch lieber der sein, der mich zum Lachen, dem ich vertraue und mit dem ich mir vorstellen, diesen Wahnsinn des Lebens zu überstehen. Und ein Job sollte doch in aller erster Linie das Leben bezahlen und hin und wieder eine Prise Luxus zulassen. Wenn er dann noch zu meinem Leben und zu meinen Interessen passt, ist das doch schon der Knaller. Auch ganz ohne Traum. Und auch Wohnung oder Haus sollten doch eher zu meinem Leben und meiner Familie passen, als irgendeine Wunschvorstellung von Pinterest zu kopieren. Es sollte ein Heim sein, in dem ich mich wohl fühle, in dem ich auch mal was rumliegen lassen kann, ohne ein Raumkonzept zu zerstören und es sollte wandelbar sein können. Tja, und ein Auto, das sollte einfach nur fahren und sicher sein. Na und vielleicht schwarz sein. 
Macht mich diese nüchterne Einstellung jetzt weniger ambitioniert? Begnüge ich mich mit einer einfacheren Lösung, statt meinen Träumen hinterher zu jagen? Wohl kaum! Denn manche Dinge stellen sich erst im Nachhinein als Traumversion heraus und sind genau das, was ich eigentlich schon immer wollte, ohne es zu wissen. Der harmlose Flirt entpuppt sich als Mann des Lebens, der Übergangsjob macht glücklicher als angenommen, die unscheinbare Wohnung erstrahlt nach der Renovierung in traumhaftem Glanz und das Auto… Naja, das bleibt dann vielleicht doch einfach nur ein Auto. Aber auch wenn sich manche Träume wie von selbst erfüllen, glaube ich, dass es in vielen Bereichen wichtig ist, nicht darauf zu warten, sondern es einfach zu machen! Bei zu viel Träumerei besteht auch die Gefahr, dass man die unvollkommenen Schönheiten des Lebens übersieht, weil man immer auf das Große wartet. Schnell schaut man vorbei an den strahlenden Kinderaugen, an dem wunderschönen Sonnenuntergang, an den bunten Wildblumen am Straßenrand, an den schillernden Seifenblasen in der Luft, an den hellen Glühwürmchen in der Nacht. Schaut genau hin, träumt nicht zu viel. Denn dann seht die wunderbaren kleinen, echten und wirklich wichtigen Dinge der Welt. 

Also, Schluss mit der Träumerei und willkommen im Leben!  

Alles Liebe, eure Anna

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