4/19/2011

Das etwas andere Braut Gen


Pünktlich zur Hochzeit des Jahres am 29.04. werde auch ich wieder ganz sentimental und verfalle dem gewöhnlichen Hochzeitswahn. Diesen Tag werd ich, wie viele andere Frauen auf der Welt, mit einer Flasche Prosecco, einer Tafel Schokolade und jeder Menge Taschentücher vor dem Bildschirm verbringen. Denn ganz ehrlich, wie viele dieser anderen Frauen, liebe auch ich Hochzeiten. Ich liebe Hochzeiten und alles was damit zusammen hängt! Der Kleiderkauf, die Frisur, die Trauung an sich oder die Party danach. Ganz egal ob als Protagonistin, als Gast, als Zuschauer vor dem Fernseher oder als stiller Betrachter vor dem Braunschweiger Standesamt. Überall wo geheiratet wird, muss ich einen Blick riskieren und bin auch nicht selten zu Tränen gerührt. Vor jedem Schaufenster mit Brautkleidern verweile ich einen Augenblick und versinke in Tüll, Seide, Perlen und Taft und überlege schon welcher meiner Freundinnen dieser Traum in weiß stehen könnte. Überhaupt habe ich für jede meiner Freundinnen einen passenden(!) Stil für ihr jeweiliges Brautkleid im Kopf. Auf kleinen, imaginären Karteikarten ist jede meiner Liebsten mit dem zu ihr passenden Brautkleid gespeichert und egal ob gefragt oder nicht, ich geb immer gern zu allem meinen Senf dazu. In meiner Phantasie hat jede ihre eigene Hochzeit schon zigmal gefeiert und am Liebsten würd ich das alles selber bestimmen und organisieren. Wenn dann endlich mal eine meiner Liebsten diesen Schritt wagt, dann habe ich alles schon heimlich geplant, bevor der Verlobungsring richtig sitzt. Oft bin ich ungeduldiger und aufgeregter als die glückliche Bride-to-be und neige dann auch gern mal zu Übertreibungen.
Nachwievor lese ich liebend gern Brautmagazine, freue mich über alle Hochzeitsspecials im Fernsehen oder in Zeitschriften und kenne auch immer die neusten Modelle in den einschlägigen Online-Shops. Selbst bei Hochzeitsszenen in Filmen kullert gern mal die eine oder andere Träne über mein Gesicht. Und fast alle meine Lieblingsfilme haben mindestens eine dieser Szenen in weiß und nicht selten dreht sich der ganze Film um mein Lieblingsthema.
Komischerweise hat diese, nennen wir sie mal, Begeisterung erst nach meiner eigenen Hochzeit angefangen. Und auch die Obsession, ja hier ist es doch mehr als Begeisterung, gegenüber Brautkleidern hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt. Natürlich fand ich wie fast jedes Mädchen Brautkleider schon immer toll, aber der Gänsehaut-Faktor hat sich erst nach meinem Ja-Wort gezeigt. Damals noch etwas unsicher bei einigen Hochzeitsthemen, hab ich heut zu allem eine Idee. Egal ob Kleiderkauf, Frisur, Make-up, Einladungen, Kinderbetreuung, Weinauswahl, Tischkarten, Hochzeitsreise, Themenhochzeit oder Location: fragt Anna, sie hat das Braut Gen! Während in der Presse oder auch in der Literatur dieser Begriff oft verwendet wird, um auf das nicht Vorhandensein eben dieses Gens hinzuweisen, bin ich mir sehr sicher, dass ich gleich mehrere davon habe. Doch oft frag ich mich, ob ich es, also das Braut Gen, wirklich habe. Denn nicht selten bemerke ich auch, dass meine Vorstellungen von einer perfekten Braut nicht immer mit der der Allgemeinheit übereinstimmen. Ich bin für Individualität, Kreativität und Stil bei einem Kleid oder bei dem restlichen Styling. Und so find ich Prinzesinnenkleider ja auch ganz wunderschön, aber doch kenne ich den Unterschied zwischen Prinzessin (Ja, bitte!) und Sahne-Baiser (Nein, danke!) und kenne auch Frauen, die in einem solchen Kleid total verkleidet aussehen. Auch die viel gesehene Betonhochsteckfrisur mit den raus gedrehten Löckchen und Perlenverzierung passt nicht ganz in mein Bild einer wunderschönen Braut. Und wofür man bei der riesengroßen Auswahl an fabelhaften unbedingt cremefarbene Satinschuhe braucht, hab ich bis heute nicht verstanden. Eben diese uniformierte Frisur, die immer ähnlichen Schuhe und auch viele andere typische Accessoires unterstreichen nicht grad die Individualität einer Braut. So sollte doch jede Frau die Braut sein, die auch zu ihr passt. Und wenn es, wie bei mir, schwarze Lackschuhe, schwarzer Nagellack und ein tätowierter Oberarm sind, dann zeigt das doch nur den persönlichen Stil. Denn eben diesen sollte man einer Braut auch bzw. grade am schönsten Tag ihres Lebens gönnen…
So hab ich es wohl schon, das oft nicht vorhandene Braut Gen, auch wenn meins doch etwas anders ist, als das der meisten. Ich träum also weiter von den stilvollen Hochzeiten meiner Freundinnen, bei denen diese als wunderschöne und individuelle Bräute „ja“ sagen.  Und das ein oder andere Mal werd ich mir sicher, wie viele Frauen mit dem Braut Gen wünschen, so wie Heidi Klum, jedes Jahr aufs Neue zu heiraten mit wechselnden Kleidern, anderen Locations, mal im Sommer, mal im Winter. Nur der Mann an meiner Seite müsste bitte immer der Gleiche bleiben… Fraglich nur, ob eben der das alles mitmacht?!?

Alles Liebe, eure Anna ♥

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen